Orakel international - Benin: Die Wahrsagerei des Voodoo-Priesters

Man betet die Loas im Alltag an, bittet sie um Hilfe und bringt ihnen gutgemeinte Opfer-Gaben, um sie wohlzustimmen, oft Kokosnüsse oder Blumen, manchmal auch Tabak. Grundsätzlich teilt der religiöse Voodoo-Kult die Loas in zwei Kategorien ein: die beliebten Rada-Loa (positive Gottheiten, Lichtgottheiten) und die etwas verruchten Petro-Loa (negative Gottheiten, Dunkel-Götter).
Es gibt recht viele Orakeltechniken im Voodoo, welche den Rada- oder Petro-Loas zugeordnet werden; die gebräuchlichsten Praktiken rufen die Loas selbst an und versuchen, durch rituelle Verschmelzung mit ihrer Energie in die körperlose Nicht-Zeit (den Trance) einzutreten, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wie ein leichtender Ball als Gesamt geformt sind.
Es gibt jedoch auch andere Techniken, um einen kurzen Blick hinter den Schleier der Zeit zu erhaschen. Speziell die Petro-Loa haben die Fähigkeit, ins Jenseits zu blicken und Kunde aus den Dunkelwelten zu bringen. Die sogenannten Gédé (Toten-Loas) wie Baron Samedi, Baron Lacroix und Maman Brigitte können einen Kontakt zu Verstorbenen herstellen und dadurch wahrsagen, flüstern sich die Gläubigen des Voodoo verstohlen zu.
Sie sollen die uralte Kunst beherrschen, die seit Beginn der Menschheitsgeschichte als Nekromantie (Wahrsagen mit der Hilfe der Toten) beschrieben wird. Hierzu muss sich der Orakelsucher tief in Kommunikation mit diesen dunklen Petro-Loas begeben und ihnen Opfer bringen, die mit Tierfleisch und Blut zu tun haben (hier gründet auch der Mythos vom grundsätzlich „blutigen“ Voodoo – das trifft nur auf einen Teilbereich zu, den der Totenbeschwörung zum Zukunftsblick).
Doch für viele selbst gläubige Anhänger des Voodoo ist diese Tätigkeit zu gefährlich und zu riskant, deshalb bleibt sie verborgen vor neugierigen Blicken…