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Exkurs Liebeorakel: Liebesorakel aus alter Zeit

Exkurs Liebeorakel: Liebesorakel aus alter Zeit

 
Wenn Sie erfahren wollen, was die Zukunft für Sie bereit hält, stehen Sie in einer langen Tradition. Die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen, wurde in alter Zeit vor allem für zwei Bereiche angewandt: für die Liebe und den Krieg. Die ältesten Orakel befassen sich oft mit dem Ausgang von Schlachten, feindlichen Invasionen und Kampfhandlungen um Grenzen und Territorien. Nicht gerade sehr romantisch…

Doch gerade die Ur- und Frühgeschichte der Orakelkunst ist voll von solchen Beispielen, was vielleicht auch daran liegen mag, dass die heute wichtigsten historischen Quellen von den alten Griechen und Römer stammen, die, wie wir wissen, mit Kriegsführen mehr als nur ausgelastet waren.



Die wichtige Frage, ob ein feindliches Heer nun die eigene Truppe besiegt oder ob man selbst siegreich aus dem Kampf hervor geht, war im wahrsten Sinne lebensentscheidend nicht nur für den Feldherrn, sondern für ein ganzes Imperium. So verwundert es uns nicht, dass schon im alten Rom die „Auguren“ – die Zeichendeuter – eine große Verehrung erfuhren, denn sie waren diejenigen, die in der Antike über den Ausgang von Kriegshandlungen Weissagungen verkündeten.

Die traditionellen Methoden der Zeichendeuter waren bereits damals so vielfältig, wie sie es bis in die Gegenwart geblieben sind: man deutete aus dem Wasser, aus dem Feuer, aus dem Vogelflug und – typisch für das alte Rom – aus der Leber von Opfertieren.

Alle diese Zeichen galten als Orakel mit prognostischer Kraft, die durch ihre Symbolkraft die Zukunft voraussagen sollten: gute oder schlechte Omen, die den Verlauf zukünftiger Entwicklungen angeblich bereits in sich trugen. Und obgleich das Hauptgewicht bei antiken Orakelhandlungen auf dem Krieg und der Politik lag, kann davon ausgegangen werden, dass auch in der Weltstadt Rom in verwinkelten Gassen kundige weise Frauen lebten und abends Besuch von neugierigen jungen Männern und Frauen erhielten, die wissen wollten, wann „sie“ oder „er“ sich denn endlich für die Beziehung entscheidet.

In friedlicheren Zeiten und Kulturen wurde die Liebe dann zum Hauptaugenmerk der Orakelkunde, wobei auch hier die berühmten Worte von William Shakespeare galten: „all is fair in love and war“, denn durch einen Orakelblick etwas Vorkenntnis zu erlangen, war ja nicht wirklich „fair play“. Es konnte dem Liebenden entscheidende Vorteile bringen und eine günstige Entwicklung bewirken.

Ein Liebesorakel bediente sich meist einfacher Hilfswerkzeuge, wie sie in einer traditionellen Gesellschaft wie der nord- und mitteleuropäischen, die noch bis vor wenigen Generationen hauptsächlich vom Ackerbau und von der Viehzucht lebte, leicht zu beschaffen waren: es gab Apfelorakel, Ei-Orakel, Erdorakel, Feuerorakel, Rosenorakel, Wasserorakel und viele Bräuche mit Blumen und Feldfrüchten, wobei der ursprüngliche Opfercharakter in vielen Bräuchen noch erhalten ist. Denn ursprünglich opferte man der Freya oder Venus Blumen, um ihre besondere Gunst zu erlangen und Glück in der Liebe zu befördern.



Manche alten Beschwörungen und „Zaubersprüche“ sprechen die Gottheiten noch direkt an und beschwören Freya oder Venus, Glück zu bringen oder die Zukunft vorauszusagen. Im Christentum hat dann oftmals Mutter Maria die Rolle eingenommen, die vormals heidnische Liebesgottheiten hatten – erinnern Sie sich an Goethes „Faust“, wo Gretchen zur Madonna betet, um Liebesglück zu finden?

Das christliche Europa hatte jedoch zum Orakeln, ähnlich wie auch zur antiken Kunst der Astrologie, eine eher gespaltene Beziehung: einerseits galt das Prophezeien der Zukunft als heidnisch und deshalb als verboten, andererseits blühten die verborgenen Brauchtums- und Orakelkünste im Volk, das sinnvollerweise an den neuen Feiertagen christlicher Heiliger besonders auf die Zeichen achtete, die angeblich die Zukunft vorausahnen ließen.

So war es in vielen Gegenden in Deutschland und Ostfrankreich Brauch, in der Andreasnacht (30.11.) einen Schuh hinter sich zu werfen, um zu erfahren, ob das kommende Jahr einen Partner bringt: zeigte der Schuh mit der Spitze zu der Fragestellenden, konnte sie hoffen; zeigte die Spitze von ihr weg, musste sie jedoch auf einen Verehrer warten.

Eine in Süddeutschland und im Elsass verbreitete Variante sieht vor, den „Orakel-Schuh“ in der Andreasnacht nicht hinter sich im Zimmer, sondern im Freien hinter sich in einen Baum zu werfen: fiel er herunter, standen die Chancen auf einen neuen Partner schlecht, blieb er jedoch an einem Ast hängen, waren die Aussichten auf eine Heirat im kommenden Jahr gut – aber die Dame musste natürlich tüchtig schütteln oder klettern, um den Schuh zurückzubekommen…

Auch in der sagenumwobenen Nacht vor Allerheiligen (31.10.) sollte man Aufschlüsse über den zukünftigen Partner erhalten, wenn man drei Haare von seinem Kopf auf eine Schale legt, diese vor einen Spiegel stellt und sich Punkt Mitternacht in diesem Spiegel in die Augen blickt und sich so lange darauf fixiert, bis ein Bild entstünde.

Die Sylvester-Nacht war ebenfalls eine bekannte volkstümliche Orakelnacht, nicht nur zum Bleigießen, sondern auch zur Vorausschau auf den künftigen Gatten. Wer am Neujahrstag als Erstes einen jungen Mann auf der Straße erblickte, sollte binnen 12 Monaten heiraten – die Chancen darauf, dass sich dieses Orakel erfüllt, standen recht gut.

Zuletzt galt auch der Heilige St. Valentin mit seinem Namenstag am 14.02. als Schutzpatron der Liebenden und Stifter guter Ehen. Wer einen Ehemann suchte, legte in der Valentinsnacht drei Mandeln oder rote Rosenblüten unter sein Kopfkissen, um vom Zukünftigen zu träumen…

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