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Der "Ewig kennen" Effekt. Das Gefühl ihn schon ewig zu kennen.

Der "Ewig kennen" Effekt. Das Gefühl ihn schon ewig zu kennen.

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Franziska1 wirkte auf mich völlig verzaubert. Sie hatte gestern Mittag auf einer Fortbildung Walter kennengelernt, der sich sofort in ein intensives Gespräch mit ihr eingelassen hatte. Franziska und Walter verbrachten die Pause in einer angeregten Unterhaltung und gingen danach noch im herbstlichen Wald nahe beim Seminarhaus spazieren, um weiter zu diskutieren. Völlig überwältigt fasste Franziska ihre Erfahrung zusammen: „Mir ist es so, als ob wir uns schon ewig kennen!“



Was ist dran an der Vorstellung, einen bislang noch fremden Menschen „ewig zu kennen“? Dazu muss ich Ihnen leider zunächst etwas Entzauberndes sagen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich liebe Menschen – andernfalls könnte ich meinen Beruf als Beraterin gar nicht ausüben. Und ich liebe das Funkeln in den Augen meiner Klienten, wenn sie mir von einer neuen Bekanntschaft erzählen. Eine aufblühende Liebe – wenn es eine ist – ist einfach wunderschön.

Aber nicht immer handelt es sich beim „ewig kennen“ um eine aufblühende Liebe und meiner Meinung nach handelt es sich ganz selten um etwas, was wir Schicksal nennen würden, sondern ganz einfach um Psychologie des Alltags. Sehen Sie, im benannten Beispiel handelte es sich um eine Frau, die neulich auf einem Seminar einen anderen Teilnehmer getroffen hat. Es ist ja klar, dass Seminarteilnehmer ziemlich ähnliche Interessen haben, andernfalls würden sie sich wohl nicht für dieses Thema interessieren, das gerade verhandelt wird. Insofern ist es auch logisch, dass man unter „Gleichgesinnten“ leicht und schnell in ein Gespräch kommt.
 
Das geht mir auf Esoterik-Messen auch so, wenn mich Besucher erkennen und wir spontan miteinander ins Gespräch kommen. Natürlich ist da eine energetische Verbindung zwischen uns, schon allein, weil wir dieselben Interessen haben. Aber das ist ein großer Unterschied: Interessengleichheit heißt nicht, dass der andere Mensch uns „gesandt“ wurde. Interessengleichheit heißt nur, dass zwei Menschen mit demselben Thema etwas anfangen können und von daher sicher ähnliche Erfahrungen, Werte und Sichtweisen mitbringen.

Das kann den Effekt bewirken, man würde sich schon „ewig kennen“. Tatsächlich tauscht man aber nur Erfahrungen aus, die vielleicht geteilt sind. Das kann wunderschön sein und auch sehr erhellend, aber etwas Mystisches ist es dadurch noch nicht. Ich sage das deshalb, weil ich fast jede Woche Rückmeldungen von Klientinnen bekomme, die mir atemlos erzählen, sie hätten gerade den Mann ihrer Träume bei irgendeinem Seminar oder einer Fortbildung kennengelernt und sie würden sich fühlen, als ob sie sich schon „ewig kennen“.
 
Das ist oft trügerisch, weil der Raum des Kennenlernens – eine Fortbildung, ein Seminar - ja schon eine gewisse Vorab-Auswahl bedeutet und somit nur Personen zulässt, die ähnliche Interessen haben. Kartenleger besuchen Kartenleger-Seminare, Winzer besuchen Weinkunde-Seminare, Freizeitaktionäre besuchen Seminare für Börsenkurse. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Besucher von Veranstaltungen auch dieselben Interessen teilen – es sollte ja schließlich auch so sein, sonst macht der Veranstalter etwas falsch!


Schwierig ist der „Ewig kennen“ Effekt deshalb, weil viele Frauen glauben, damit sei ihr Schicksal besiegelt und sie seien ewig an den Mann gebunden, der ihnen plötzlich so vertraut vorkommt. Das ist meiner Ansicht nach definitiv nicht so. Genießen Sie den Erfahrungsaustausch – aber lassen Sie Druck erzeugende Vorstellungen von Schicksal, Fügung und Lenkung erst mal außer Acht.

1Alle Namen sind frei erfunden.

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