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Orakel international - Finnland: Astragalomantie

Orakel international - Finnland: Astragalomantie

Finnland ist ein skandinavisches Land, das an Norwegen, Schweden – und Russland grenzt. Auf Finnisch heißt das Land übrigens „Suomi“. Die finnische Sprache ist keine indogermanische Sprache, sondern sie gehört zur finnisch-ugrischen Sprachfamilie, wie das Ungarische. Sie klingt daher für mitteleuropäische Ohren sehr unvertraut, aber doch auch melodisch.

Sehr attraktiv sind die finnischen Wälder und Seen, und auch wenn sie für den Urlauber eine urtümliche Wildheit ausstrahlen, fühlen sich viele gleich wie zuhause hier. Finnlands Hauptstadt, Helsinki, ist eine kompakte Großstadt im Kleinformat: auf einer kleinen Quadratmeterfläche findet sich alles, was der moderne Städter braucht, von Kirchen und Theatern bis zu Shopping-Meilen in der Innenstadt.



Imposant sind die Gebäude aus Granit, die sich trutzig gegen das brandende Nordmeer abgrenzen. Weiter weg auf dem Land wird Finnland immer urwüchsiger und hat einen herben Charme der nordskandinavischen Landschaft aus Wäldern, Seengeländen und, weit im Norden, Tundra. Sehr weit im finnischen Nordland leben die Lappen und die Samen, traditionelle Siedler mit nomadischem Charakter, die sich teilweise bis heute ihre jagende Lebensweise erhalten haben.

Aus der finnisch-lappischen Kultur stammen auch schamanische Bräuche, denn diese Volksstämme waren von der Jagd abhängig und von der spirituellen Verbindung zu den Tieren, die sie zum Überleben brauchten. Es war Tradition, dass sich die Schamanen der finnischen Nomaden vor einer Jagd zusammenfanden und die ausziehenden Jäger segneten, und dass sie nach der Jagd den erlegten Tieren dankten, dass sie ihr Leben gelassen haben, damit die Menschen überwintern können.

Es wurde auch nichts vom Beutetier verschwendet, denn es galt als heilig. Sogar die Knöchelchen des Tiers wurden weiterbenutzt, und zwar zu Orakelspielen…

In Finnland war lange Zeit das Orakel der Astragalomantie üblich. Mit „Astragalomantie“ bezeichnet man das Wahrsagen aus Tierknochen, meist aus den Sprungknöchelchen von Rehen, Elchen, Rentieren oder anderen Huftieren.

Diese Sprungknöchelchen wurden gesammelt, in ein Tuch gegeben und ausgeworfen. Aus der speziellen Form, die sich beim Wurf ergibt, wurde dann unter zeremonieller Musik eine Art Beschwörungsformel abgelesen, die ihrerseits eine Auskunft über die Zukunft geben sollte. Kompliziert? Vielleicht, aber dieses Orakel soll gut funktioniert haben – sagen die Jäger und Sammler Finnlands, die diese Wahrsagetechnik Jahrhunderte lang gern praktiziert haben. Der Sinn dieses Orakel liegt darin, dass die Tiere als Jagdbeute einerseits lebenswichtig waren für die Menschen, andererseits auch heilig.

Durch die heilige Ausstrahlung der Tiere waren auch alle ihre Körperteile heilig, und die Knochen insbesondere waren dauerhaft, denn sie blieben nach dem Verspeisen der Beute übrig und wurden manchmal, von manchen Stämmen der Jäger, auch bestattet. Lediglich die Sprunggelenke oder Sprungknöchelchen hat man aufbewahrt, weil sich in ihnen angeblich die ganze Vitalität und Genialität des verstorbenen oder geopferten Tieres finden sollte.



Die zeremoniellen Beschwörungsformeln waren wichtig, um den Geist des Tieres herbeizurufen und ihn gütlich zu stimmen, damit er dem Menschen Auskunft erteilen wollte. Durch den Wurf der Knöchelchen wurde der Geist des Tieres auf eine bestimmte Frage gerichtet, und die Formation, die durch die Knochen nach dem Auswurf auf der Erde gebildet wurde, sollte eine Antwort auf die Frage geben. – Sagen von Tierknochen und Orakeln finden sich übrigens auch in der „Edda“, der skandinavischen Schöpfungssage.

Dort heißt es, dass ein kleiner Lieblingsbock von Thor geschlachtet und nach seinem Tod wieder zusammengesetzt und schamanisch zu neuem Leben erweckt wurde – doch er hinkte, denn ein Seher hatte sein Sprungknöchelchen genutzt, um damit Orakel zu treiben… 


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