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Orakel international - Litauen: Zukunftsvorhersagen aus dem Baltikum
Das sogenannte Baltikum umfasst die heutigen Staaten Litauen, Lettland und Estland. Es hat eine reiche Geschichte voll Kunst und geheimnisumwitterter Tradition und stellte schon vor der politischen Unabhängigkeitserklärung von der damaligen GUS eine eigene Kultur dar, die ihre eigenen unverwechselbaren Identifikationspunkte hatte: Königsberg (Kaliningrad), die ehemalige Hauptstadt von Ostpreußen, die Ostsee, der Reichtum an Bernstein, dem funkelnden „Gold des Meeres“, die militärische und spirituelle Fülle der ostpreußischen Siedlungen, ihre politische Literatur und ihre seit dem Mittelalter bestehende romantische Dichtung, um nur einiges zu nennen.
Litauen, der gewichtige baltische Staat mit der Hauptstadt Vilnius, gehört seit 2004 als integrierter Mitgliedsstaat zur EU und ist heute ein florierender, in vieler Hinsicht westlicher und fortschrittlicher Staat mit einer liebenswürdigen Bevölkerung.
In der nationalen Kultur sind nach wie vor klassische Werte wichtig, die auf die traditionelle Familie und die individuelle Liebe zwischen den Partnern abstellen, welche als Zentrum des menschlichen Lebens und der Kreativität allgemein angesehen wird. Orakel wurden und werden in Litauen vor allem zur Zukunftsvorhersage in Liebesdingen genutzt – das ist zwar nicht anders als andernorts auf der Welt, doch man hat hier seine ganz speziellen Methoden.
Und die wollen wir gern einmal vorstellen, denn sie sind großenteils in Westeuropa unbekannt und stellen eine faszinierende Vielfalt kultureller Traditionen dar…
„Die Königinmutter hielt eine Rute in der Hand“ lautet der Beginn eines alten Märchens aus den baltischen Staaten, das sich um Magie, Intrigen, Feinde, den schlussendlichen Sieg des Guten und natürlich auch – die Kraft der Liebe dreht.
Im geheimnisvollen Baltikum ist der Umgang mit Naturzaubern und –orakeln eine Tätigkeit mit langer Tradition. Die „Rute“, welche die Königinmutter in der Hand hielt, war hier kein Reichs-Zepter, sondern eine kleine Pflanze, genauer gesagt die Weinraute (ruta graveolens), der man starke Zauberkräfte zutraute.
Sie sollte Liebende zusammenführen, getrennte Paare wieder glücklich vereinen und auch in die Zukunft blicken helfen, wenn es darum ging, zu ergründen, ob „er“ und „sie“ zusammenfinden werden. Mit der Weinraute wurden allerlei Zauber gestaltet, um auf energetische Art und Weise die Paarbindung zu befördern – und auch Zaubertränke. Denn das tolle Kraut sollte aphrodisische Wirkung haben und die Trinkenden bezirzen, ähnlich wie der vielbesungene Zaubertrank bei „Tristan und Isolde“…
Die meisten Orakel aus Litauen haben mit der Vorschau auf das eigene Liebes-Glück zu tun. Traditionell benutzte man den Bernstein, den man an der Ostsee-Küste zuhauf findet, als Indikator für die Energie, welche die Zukunft bringt. Wenn ein Mann eine Frau liebte und nicht sicher war, ob sie ihm auch treu war, konnte er ihr einen hellen Bernstein in einem Ring schenken und genau darauf achten, ob er seine Farbe behält.
Ging sie fremd, sollte sich der Stein tatsächlich verfärben! Nicht nur Treue-Tests, sondern auch richtige Orakel konnte der malerische Stein angeblich bewirken. Wenn eine Frau einen Mann liebte und nicht wusste, ob er ihr auch in Liebe zugetan war, konnte sie an einem speziellen Tag, der für Orakel prädestiniert war – zum Beispiel an Mariä Himmelfahrt (15.08.), Allerheiligen (31.10.), Sankt Nikolaus (06.12.) oder Weihnachtsabend – hingehen und einen kleinen Bernstein in einem Feuer verbrennen.
Im aufsteigenden Rauch sollte sie dann eine Vision von ihrem zukünftigen Liebsten oder sein Gesicht erkennen.
Ein Hinweis am Rande: Der Bern“stein“ ist eigentlich gar kein Mineral, sondern ein versteinertes Harz. Dass er dennoch hartnäckig als Stein oder gar Edelstein bezeichnet wird, ist gemmologisch nicht korrekt, hat seinen Grund aber in der Alltagskultur: wie „echte“ Edelsteine auch, also wie Rubin, Saphir und Smaragd, speichert der Bernstein Energien und gibt Schwingungen weiter, hat also ähnliche Trägereigenschaften in der Orakelkunst…