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Eine Geschichte zum Umgang mit Ressourcen: Kleine Mette

Eine Geschichte zum Umgang mit Ressourcen: Kleine Mette


Die kleine Mette war eine Dienstmagd. Jeden Morgen versorgte sie die Tiere des Königs und holte Wasser vom Brunnen. Die kleine Mette hatte seit ihrer Kindheit einen großen Traum: sie wollte, wenn sie erwachsen ist, den Königssohn heiraten. Die anderen Dienerinnen verspotteten sie natürlich und fragten sie jeden Tag beim Wasserholen, wann sie denn endlich Braut des Königssohns würde.

Die kleine Mette blieb gelassen und sagte nur: „Soll ich ihn haben, so krieg ich ihn schon.“ Schließlich hörte der Königssohn selbst davon, dass die Magd davon träumte, ihn zu heiraten, und ging zu ihr hin und fragte sie, wie sie das anstellen wolle, als geringe Magd den Königssohn zu heiraten. Die kleine Mette antwortete gelassen: „Soll ich ihn haben, krieg ich ihn schon.“ So blieb es viele Jahre, und immer war sich die kleine Mette gewiss, was ihre Zukunft bringen solle. Die kleine Mette wurde erwachsen und der Königssohn suchte sich eine Braut in einem anderen Königreich. Da ging der Königssohn wieder zur kleinen Mette und sagte ihr, er wolle bald eine Prinzessin heiraten, ob sie noch immer so sicher sei, ihn zu bekommen? Daraufhin sagte die kleine Mette gelassen: „Soll ich ihn haben, dann krieg ich ihn schon.“



Die Braut ging dann zum Königssohn und wollte mit ihm ihre Hochzeit planen. Doch der Königssohn hatte eine steinerne Schwelle an seiner Tür, die sagte immer die Wahrheit. Als die Braut darüber schritt, sagte die Schwelle, die Braut habe schon ein Kind. Der Königssohn schickte sie wieder heim.

Dann ließ er eine andere Braut kommen. Er ging wieder zur kleinen Mette und sagte ihr, dass er eine andere Braut habe und sich bald mit ihr verheiraten wolle. Klein- Mette antwortete gelassen: „Soll ich ihn haben, dann krieg ich ihn schon“. Die zweite Braut ging auch über die Schwelle, die immer die Wahrheit sagt. Und die Schwelle sagte, sie habe sogar schon zwei Kinder. Dann schickte der Königssohn auch die zweite Braut wieder heim.

Zuletzt fand er eine dritte Braut und sprach auch wieder mit Klein-Mette, die wieder dieselbe zuversichtliche Antwort gab. Die dritte Braut hatte Angst vor der Schwelle, die immer die Wahrheit sagt, da sie schon drei Kinder hatte, und bat Klein-Mette, mit ihr die Kleider zu tauschen. Da sagte die Schwelle „oh reine Jungfrau“ und der Königssohn heiratete die kleine Mette. So wurde die kleine Mette Königin.

Die kleine Mette und ihr Umgang mit Ressourcen

Ein ultra-konservatives Märchen, könnte man aus feministischer Sicht sagen. Da ist die einzige Entwicklungsperspektive für die Frau eine reiche Heirat, ein passendes „match“. Und ihre Chancen hängen einzig von ihrer Jungfräulichkeit ab.



Es gibt jedoch auch andere Deutungen dieses Märchens. Klein-Mette ist sehr selbstsicher und voll von der Tugend, die Philosophen und Mystiker „Gelassenheit“ nennen. „Gelassenheit“ ist die Tapferkeit in widrigen Umständen, die Zuversicht ins eigene Leben und das unbedingte Ruhen in sich selbst. Klein-Mette ist überzeugt davon, dass alles zu ihr kommt, was zu ihr gehört. Sie kümmert sich absolut nicht um Standesunterschiede. Sie wirft sich nicht in den Wettkampf um das begehrte „match“. Sie konkurriert nicht mit anderen Frauen. Sie überzeugt allein durch ihre Gelassenheit und durch ihr eigenes Sein.

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