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Orakel Nigeria - Das Ifa-Orakel aus der Yorube-Tradition

Orakel Nigeria - Das Ifa-Orakel aus der Yorube-Tradition

Afrika ist ein faszinierender Kontinent, und Zentralafrika ist zudem eine Gegend voller Kultur, die erst heute nach und nach auch von den westlichen Gesellschaften anerkannt wird. Nigeria ist ein Land in West- bis Zentralafrika, das für seine Geschichte bekannt ist und in vorkolonialer Zeit viele Stammesfürsten beherbergte.

Heute ist es mit 190 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas und das siebtgrößte Land der Welt. Die Hauptstadt Ajuba und die größte Stadt Lagos sind sehr fortschrittlich orientiert, doch die ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen sind erst jüngsten Datums.

Nigeria hatte eine tragische Bedeutung im 18. Jahrhundert, denn es war auch das Zentrum des Sklavenhandels; die Mehrzahl der nach USA transportierten Sklaven wurde aus diesem Lang geholt. Viele Legenden und Sagen, aber eben auch reale Familiengeschichten, berichten von diesen menschlichen Tragödien, die sich bei den Gefangennahmen, Überfahrten und strapaziösen Zwangsarbeiten eingestellt haben.

Doch heute ist die Republik Nigeria ein starkes und prosperierendes Land, das politisch unabhängig ist – der Schatten der Vergangenheit scheint abgeworfen worden zu sein. Keineswegs der Schatten, sondern vielmehr das Licht der Vergangenheit leuchtet in den vielfältigen Traditionen der Nigerianer, die sie sich stolz behalten haben.

Eine dieser Traditionen ist ein uraltes Orakel aus dem Mythos Afrikas, das so berühmt geworden ist, das es heute zum UNESCO-Weltkulturerbe der immateriellen Erbgüter der Menschheit gehört: das Ifa-Orakel. Wir beschreiben im Folgenden, und dürfen einem afrikanischen zauberkundigen Priester über die Schulter schauen…

Das Ifa-Orakel ist ein Kernstück der alten mythologischen Kultur von Nigeria. Man versteht es daher erst, wenn man die uralte Kultur der Yorube versteht oder besser kennengelernt hat. Yorube ist eine Stammesreligion in West- und Zentralafrika, die animistisch orientiert ist (also glaubt: jedes Wesen, jede Blume, jeder Stein ist beseelt) und mit über 3000 Legenden einen reichen Sagenschatz entwickelt hat über das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Kosmos.

Das Ifa-Orakel bestimmt nun, auf eine konkrete Frage des Ratsuchenden hin, das entsprechende Sagenstück oder die Legende, die hierzu rezitiert wird, und bringt das persönliche Anliegen des Fragenden in direkten Zusammenhang mit dem Versatzstück aus dem Mythos.

Es gehört somit zu den sogenannten narrativen Orakeln der Weltgeschichte, wie das mythologische I-GING in China, oder das Sinnspruch-Orakel im antiken Griechenland. Jedoch ist das Ifa-Orakel noch ausführlicher als die andernorts bekannten Sinnspruch-Orakel, da es nicht nur ein Motto oder eine kurze Verszeile, sondern eine komplette Geschichte oder Legende als Anregung zur Prophetie bietet.

Wer seine Zukunft erfahren will, muss also einem Yorube-Priester oder einem in der Tradition geschulten Gelehrten (Babalawo) seine Frage vortragen, und dieser sucht dann das passende Sagenstück heraus, um es als Antwort auf die Frage abzufassen. Die Wahrsagung selbst kann durch Rede-und-Antwort erfolgen oder, indem ein bestimmtes Sagenstück nach einem komplizierten Berechnungsverfahren ausgewählt wird, oder indem der Bablawo eine Ritualkette (Opélé) mehrfach auf den Boden wirft und hieraus Kombinationen abliest, die einen Hinweis geben auf die Legende, die Antwort sein soll.

Immer enthalten solche Geschichten aus der Tradition Afrikas auch einen moralischen Kern; es geht also nicht nur um eine mythologische Erzählung, sondern zugleich auch um eine Belehrung, wie etwas aufzufassen ist oder welches Handeln in dieser Situation ethisch angemessen wäre.

Die Wahrsagung durch das uralte Yorube-Orakel ist so kompliziert – schon allein, weil auch gelehrte Priester nicht alle 3000 Sagen und Legenden der Yorube auswendig kennen – dass es in jüngster Zeit schon mehrere Versuche gegeben hat, das Orakel zu vereinfachen, es zu verkürzen oder auch, das einst gehütete Orakelwissen an Europäer weiterzugeben – einfach, damit es nicht in Vergessenheit gerät.

Denn das wäre doch schade, wenn ein solcher immaterieller Schatz der Menschheit plötzlich nicht mehr erinnert würde, schlummert darin doch eine Vielzahl von Sinngeschichten, die auf uns alle übertragbar sind – überall auf der Welt und durch den Schleier der Zeit hindurch…


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