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Orakel international - Brasilien: Muschelwerfen für die Meeresgöttin

Orakel international - Brasilien: Muschelwerfen für die Meeresgöttin

Brasilien ist eins der größten Länder der Erde: der südamerikanische Staat hat eine Fläche von über acht Millionen Quadratkilometern, was fast der Hälfte des Kontinents Südamerika entspricht.

Die brasilianische Landschaft wird hauptsächlich vom Amazonas-Becken, den flora- und faunareichen Regenwäldern und den mächtigen Iguacu-Wasserfällen bestimmt, die auch beliebte Touristenmotive sind. Die Hauptstadt von Brasilien ist übrigens nicht Rio de Janeiro, wo die Christus-Statue über die Bucht blickt, sondern vielmehr der Verwaltungszentralpunkt Brasilia.



Man spricht hier auch nicht spanisch, sondern portugiesisch, da die ersten Eroberer dieses interessanten und reichen Landes aus Portugal stammten: es ist eine Hommage an die ehemaligen Kolonialherren. Neben portugiesisch werden jedoch noch viele andere Sprachen und Dialekte gesprochen, die auf die zahlreichen Ethnien, die Brasilien bevölkern, und die reiche Geschichte des Landes zurückweisen.

Zu dieser Geschichte gehört auch die Verbindung mit europäischen und afrikanischen Bräuchen, Orakeln und Okkultismus, die sich teilweise mit der katholischen Religion mischen, die vorherrschend ist. Mit „Santería“ bezeichnet man in Brasilien den Kult um christliche Heilige, der mit magischen Elementen verbunden wird. „Merindilogun“ heißt ein Orakel, das man in Brasilien seit Jahrhunderten spielt.

Es stammt aus der afrikanischen Tradition der Yoruba und ist inhaltlich mit dem Ifa-Orakel verbunden. Ursprünglich wurde es in Afrika gespielt, dann jedoch auch zunehmend in den afrikanischen Satelliten-Kulturen, auf Kuba und in Brasilien. Dort versucht man noch heute, den Willen der Meeresgöttin Yemaya zu erforschen, indem man Muscheln am Strand auswirft…

Das Muschel-Orakel von Brasilien – „Merindilogun“ – beruht auf der überall auf der Welt verbreiteten Technik, durch einen Wurf von Objekten Zeichen zu erkennen, die dann wiederum Aufschluss über die Zukunft geben sollen. Ähnliches macht man in Skandinavien mit Runen, in Tschechien mit Steinen, in Rumänien mit Blättern und Blumen.

Die Besonderheit beim divinatorischen Muschelwerfen aus Brasilien ist, dass es mit einer wunderschönen Legende aus Afrika kombiniert wird: der einer starken Meeresgöttin namens Yemaya, die angeblich die Zukunft verkündet.

Wer war Yemaya? Um das richtig zu erklären, müssen wir geschichtlich ein bisschen weiter ausholen. In vielen Küstengegenden Afrikas ist die sogenannte Yorube-Tradition heimisch, in welcher die Götter der Natur und der Naturgewalten angebetet werden. Diese Götter heißen Orisha.

Unter diesen Orishas gibt es eine Hierarchie, von den mächtigsten zu den weniger einflusseichen, und die Meeresgöttin Yemaya gehört zu den mächtigsten, denn sie gebietet über die Urgewalt des Wassers. Yemaya wird als eine gütige Gottheit dargestellt, die dem Menschen gern hilft und die sehr großzügig ist, insbesondere soll sie ein Herz für Frauen und Kinder haben.



Manchmal stellt die Volkskunst Yemaya wie eine Nixe dar, mit einem Fischschwanz, der ihr nasses Element repräsentiert, das ihr Zuhause ist. Wenn Menschen sich Glück wünschen, gehen sie in der Yorube-Tradition oft an den Strand und hinterlassen ein Opfer für Yemaya – meist eine Kokosnuss – doch sie laufen schnell weg, bevor die Wellen den Strand erreichen, denn Yemaya steht im Ruf, nicht nur die Opfergabe einzunehmen, sondern den Opfergebenden gleich mit!

Beim Muschelwerfen als Orakel gibt es angeblich ein lebhaftes Wechselspiel mit dieser gütigen, aber etwas maßlosen Göttin des Meeres, denn sie wird nur von den Eingeweihten konsultiert, die mit ihren Launen und ihren Antworten auch umzugehen wissen. Aus der Form, die sich beim Werfen der Muscheln ergibt, lässt sich ein Omen für die Zukunft ablesen; auch gibt es viele zusätzliche Zeichen, wie das Rauschen des Windes und das Aufkommen der Fische im Wasser, die man beachten muss.

Das traditionelle Merindilogun-Spiel ist mündlich überliefert, daher existiert kein festgefügter geschriebener Kanon der Orakeldeutung, doch die Weisen Brasiliens wissen noch heute, was Yemaya, die sagenumwobene Göttin aus dem Meer, ihnen – durch die mediale Vermittlung der Muscheln – mitteilen will …


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